Zwergplanet Ceres aus RV-Sicht: Ein Jahr später
Im April und Mai 2015 gab es zwei interessante Sessions auf den Zwergplaneten Ceres. Zum einen wurde das Innenleben von Ceres durchleuchtet, zum anderen die mysteriösen, weißen Flecken auf seiner Oberfläche untersucht. Zu diesem Zeitpunkt war noch nichts Genaueres zu Ceres' Oberflächendetails und Aufbau bekannt, da sich die Raumsonde Dawn noch im Anflug befand...
Unsere Sessions zeigten einige Überraschungen, darunter geothermale bzw. hydrothermale Aktivitäten. Diese stellten sich in Form von kleinen Geysiren und weiterem Material aus dem Inneren von Ceres dar, welches an die Oberfläche gelangte. Etwa ein Kilometer unter der Oberfläche konnten Einschlüsse von durchsichtiger Flüssigkeit (Wasser?) wahrgenommen werden, die sich wie niedrige, langgezogene Höhlen darstellten (vielleicht 2-4m hoch). Die Temperatur wirkte lauwarm, und der Grund lehmig. Auf dem Grund verteilt befanden sich sowas wie abgebrochene Eisbröckchen. Vielleicht brechen diese von der Decke der Höhlen durch die Erwärmung ab, und sinken zu Boden (obgleich Eis ja normalerweise oben schwimmt; vielleicht sind es auch Salzablagerungen?). Anzeichen von primitiven Lebewesen konnten dort nicht wahrgenommen werden, aber so kleine Lebensformen werden in RV-Sessions auch leicht "übersehen", weshalb hier weitere, spezielle Sessions empfohlen sind.
Geysir-artige Strukturen und Vorgänge an Ceres' Oberfläche (klicken zum Vergrößern!):
Eisige, tiefe Spalten nahe der Oberfläche, und Wasser(?)-Einschlüsse ein Stück darunter:
Hierbei zeigte sich auch schon ein wichtiger Umstand: Das Innere von Ceres muss warm sein, um diese Vorgänge zu ermöglichen. Und genau das war auch im Vorfeld in beiden Sessions wahrnehmbar. Ich weiß noch, als wir deswegen von einem Skeptiker angegriffen wurden, der sagte, dass das ja garnicht sein kann, weil Ceres "erwiesenermaßen" ein durchweg kalter Eisplanet sei. Das fand ich damals kurios, denn selbst die an der Ceres-Mission beteiligten Forscher zogen zu dem Zeitpunkt schon längst andere Theorien in Betracht. Allerdings war es da noch nicht durch Dawn bestätigt. Inzwischen kann man aber durch die Datenlage davon ausgehen, dass Prozesse aus einem warmen Inneren des Zwergplaneten beteiligt sein müssen. Nicht zuletzt durch die Untersuchung der großen, weißen Flecken im Occator-Krater.
Zu dem Zeitpunkt der Session gingen Theorien im Netz umher, die bei diesen auffällig hellen Flecken gar Alien-Städte vermuteten. Es war nämlich noch nicht klar, ob die Flecken von selbst leuchten, oder nur das Sonnenlicht sehr stark reflektieren (im Gegensatz zur umgebenden Oberfläche). Später stellte sich heraus, dass sie nur reflektieren. Was offenbarte uns jedoch die Session vom Mai 2015?
Zunächst dominierten Eindrücke wie „sandig“, „glitschig“, „luftleer“, „Flocken“, „brodelt“ und „fließt ein bisschen“. Bestätigend zur ersten Session, die sich nur flüchtig der Oberfläche widmente, wurden hier also geologische Aktivitäten beschrieben. Dabei trat eine Substanz aus dem Inneren von Ceres heraus. Drumherum wurde sowas wie feine Schneeflocken wahrgenommen, welche aber unendlich langsam zu Boden sanken (eher wie eine Art Dunst in der Umgebung, den man inzwischen auch bestätigte). Wahrscheinlich würde man es aus der Ferne wie Nebelschwaden wahrnehmen.
Interessanterweise wurden das ausgetretene Material und diese "Flocken" als getrenntes Ereignis wahrgenommen, denn während die Grundlage der weißen Flecken wohl großzügig aus dem Boden quoll, kam der weiße Belag durch den Flocken-Niederschlag zustande, welcher aus seperaten, kleinen "Geysiren" austrat. Die Grundsubstanz der Flecken an sich wurde farblich als „kupferfarbend“ und „grün-blau“ beschrieben. Vor allem "kupferfarbend" ist in Hinblick auf die aktuellen, hochauflösenden Farbfotos der Flecken interessant. Hier scheint sich einmal mehr ein RV-Eindruck zu bestätigen, der sich auf den älteren Fotos nicht erkennen ließ.
Wir schauten uns dann nochmal genauer an, woher das Grundmaterial der Flecken kam. Dazu wurde ein Querschnitt von dem gezeichnet, was sich unter den Flecken befindet. Es offenbarte sich eine lange, dunkle Steinröhre, welche in einer Magma-Kammer (oder etwas ähnlichem) ihren Ursprung nahm. Die Viewerin betonte dabei die durchaus ästhetischen Aspekte dieser Kammer, welche mit gelb-rötlichen Ablagerungen überzogen war, und teilweise löchrig wirkte. Abermals ein Hinweis auf ein warmes Inneres von Ceres.
Abschließend eine ästhetisch fragwürdige Querschnittzeichnung (Paint lässt grüßen...) des extrapolierten, Inneren von Ceres. Da der Planet nur stichprobenartig durchleuchtet wurde, besteht natürlich keine Gewähr auf Vollständigkeit und Maßstabstreue:
Zum Vergleich: Offizielles Modell des vermuteten Innenlebens
Soviel erstmal zu unseren RV-Erkenntnissen bezüglich Ceres, und wie sich diese im Laufe der Monate immer mehr bestätigten (geologische Aktivität + innere Wärme, "Dunst" im Krater, passende Farben etc...). Wir sind gespannt, welche Erkenntnisse es noch von offizieller Seite geben wird, und ob diese sich mit unseren Eindrücken decken. Aus RV-Sicht wäre jetzt vor allem eine Untersuchung der Wasser(?)-Einschlüsse auf Leben hin interessant. Im Gegensatz zu der Vermutung ganzer Eis-Ozeane, wie in Jupiters Mond Europa, scheinen diese Einschlüsse auf Ceres vergleichsweise klein zu sein.
Vielleicht kommen wir ja eines Tages einer weiteren Raumsonde zuvor, bevor sie detaillierte Daten liefert. Wir versuchten es auch bei Pluto, schafften jedoch zeitlich nur eine Session vor Ankunft von New Horizons, die lediglich sehr grobe Details lieferte. Da ist die Datendichte natürlich noch weit offen für Interpretationen. Kandidaten für die fernere Zukunft wären Planet 9 und natürlich Exoplaneten-Systeme.
- Stefan Franke
Weiterführende Links:
Wingman's RV-Blog: Zwergplanet Ceres durchleuchtet
Wingman's RV-Blog: Zwergplanet Ceres - weiße Flecken
GreWi: „Ceres-Lichter“ offenbaren nach und nach das Geheimnis ihrer Zusammensetzung
NASA - Dawn Mission Home Page