Kleines Lexikon der RV-Szenesprache
Remote Viewer haben, genau wie andere gesellschaftliche Gruppierungen, ebenfalls einen eigenen Slang entwickelt. Besonders Neulinge stehen dem oft mit Unverständnis entgegen. Hier einige Begriffe zum besseren Verständnis von Small-Talks, RV-Chats und Diskussionen erfahrener Viewer. (Die Redaktion nimmt gern ihr noch unbekannte Ausdrücke mit Erklärung an.)
AI haben (mit Adjektiven davor)
AI = Ästhetische Impression, emotionaler Kommentar. Bezeichnung für das Eintreten eines stark emotionalisierten Zustands, nicht nur in der Session sondern auch im täglichen Leben.
Wird gern mit den Worten „krass“, „voll krass“, „fett“, „furchtbar“, „Schrecklich“ oder sonst einem krassen oder fetten Adjektiv verbunden.
„Als die mir alle gratuliert haben, hatte ich voll krasses AI!“ ( „… war ich zu Tränen gerührt!“)
„Wie du Auto fährst, macht mir ein furchtbares AI!“
„Nach dem AI konnte ich eine Weile nix mehr sagen!“
AUL-Reiter (auch: ein AUL reiten)
Personen, die sehr häufig in der RV-Session Phantasieeindrücke haben und ihnen auch nachgeben, d.h. sie oft unerkannt durch alle Stufen hindurchschleppen. (US-Fetischisten sagen natürlich AOL, gesprochen äi-o-l, um ihre Verbundenheit mit den amerikanischen Viewern zu demonstrieren) „Ein AUL reiten“ bedeutet somit, sich nicht von seinen Phantasieeindrücken lösen zu können. Aussprüche wie dieser wurden in die Umgangssprache übernommen: „Mein Freund ist gar nicht fremd gegangen, hab ich voll ein AUL (AOL) geritten!“
Durchziehen
In Jugendsprachen bedeutet dieses Wort meist „einen Joint rauchen“. In RV-Kreisen bezeichnet man damit eine besonders gute Fähigkeit zum Monitoring, aber auch passiv zum Viewen können.
“Keine Angst, ich zieh dich durch!“
"Der hat keine Ahnung, kannst ihn aber bis zur 6 durchziehen!“
Eso-Session
Bearbeitung eines Virtuellen oder Mystery-Targets, das wegen AULs oder persönlicher spiritueller Gestimmtheit eine Richtung annimmt, die mit neutraler Betrachtung nicht mehr nachvollzogen werden kann.
Fettes PI haben
Zustand, in dem man unmöglich sofort eine Session machen kann. PI kommt von „persönliche Impression“, (engl. Personal indisposition = Missbefindlichkeit) und wird am Anfang der Session abgefragt. Zu viel gegessen oder auch Durchfall haben können zu dem Spruch führen: “Vergiss die Session, ich habe voll fettes PI!“
Frauentargets
Vergleichbar mit -->Männertargets, Zielgebiete, in denen männliche Sexualität eine bedeutende Rolle spielt. Auch hier ist Vorsicht geboten. Je nach Temperamentverteilung besonders im gemischten Team kann es zu erheblichen Verletzungen führen.
Horror-Session
Bezeichnet eine Session, in der Eigenarten des Zielgebiets auf die Befindlichkeit des Viewers durchschlagen. Das können Umgebungsvariablen (z.B. Luftleere auf dem Mond) oder auch besondere Grausamkeiten (Kapitalverbrechen, Kindesentführungen, Unfälle) sein. Auch Begegnungen mit Außerirdischen können zu einer Horror-Session führen. Der Begriff ist auch im Alltag angekommen.
„Der Streit mit meinem Freund gestern war voll die Horror-Session!“ ( = ich bin ausgerastet, hab geheult, bin zusammengebrochen)
„Schalke gegen Bayern war echt die Horror-Session!“
Killshot
Vielseitig verwendbares Lieblingswort von Weltuntergangsankündiger Ed Dames (Dr. Doom). Kann in jeder Lebenslage angewendet werden und zeigt auch eine schier überwältigende Situation im Alltagsleben an.
"Das war ein echtes Killshot-Target, mein Lieber!"
"Gestern die Flasche Wodka war ein echter Killshot!"
"Mach so was nie mehr mit mir, sonst geb ich dir den Killshot!"
"Letztens bei der Demo (Klausur, Kaffeekränzchen bei Muttern, Scheidungstermin bei Gericht etc.) bin ich hammermäßig in einen Killshot gelaufen!"
"Diese Frau ist voll der Killshot!"
"Guck dir das an, die Fans von Hertha sind wieder voll killshotmäßig unterwegs!"
Männertargets
Targets, in denen die weiblichen Sexualbegriffe eine Rolle spielen. Inhaltlich von nativen afrikanischen Tänzerinnen bis zur Pornographie hin reichend, können sowohl Photos als auch verbale Zielgebiete dargeboten werden.
„Unter diesen riesigen Brüsten sollte etwas wahrnehmbar sein!“ etc.
M. sollten möglichst nur dann verwendet werden, wenn alle Beteiligten solchen Zielgebieten zugestimmt haben.
In zufällig zusammen gestellten Projektgruppen kann die Verwendung von M., auch zur Kalibrierung, zu erheblichen Misshelligkeiten führen.
Papersex
Umschreibung von Sessions, in denen der Monitor mehr als unbedingt notwendig auf die Session der Viewerin (auch des Viewers in besonderen Konstellationen), entweder mit einem Stift oder aber auch direkt mit dem Finger zugreift. Man spricht wegen der gesteigerten Aufmerksamkeit der Viewerin dann davon, dass der Monitor „in ihr Feld eindringt“. Papersex ist in physikalischer Begegnung am häufigsten, kann aber auch virtuell über skype ausgeübt werden. Dann spricht man von Telefon-Papersex. Gelegentlich tauchen in Foren Personen auf, die „Frauen und Mädchen suchen, die gern gemonitort werden wollen“. Wegen der Eindeutigkeit der Formulierung werden diese User meist sofort gesperrt.
Remote Viewer-Witze
Bezeichnen Witze, die man ohne die Kenntnis von RV nicht verstehen kann.
„Zieh dir was an, ich view dich gleich!“
„– Ist das nicht eine geile Braut? – Nä, in der 6 nicht mehr!“
Timeline
Häufig benutzter Begriff zur Darstellung persönlicher Betroffenheit durch Ereignisse und Bezüge in Vergangenheit und Zukunft.
"Am Wochenende habe ich eine fette Timeline!" (Es ist viel los, was ich nicht absagen kann)
"Mach dir keine Hoffnung, du kommst auf meiner Timeline nicht vor!"
"Wir hatten ne total vergurkte Timeline letzte Woche!"
"Ich habe ne völlig neue Timeline aufgemacht!" (Zukunftspläne total geändert)
Zahlen 1 bis 6 (ohne weiteres Substantiv)
bezeichnen immer die Stufe, auf die man etwas bezieht. Hat sich inzwischen auch in private Unterhaltungen eingeschlichen.
„In der 3 hat er voll das Target gezeichnet!“
"Der ist doch schon in der 1 in die 6 gegangen, das muss doch schiefgehen!“
„Ich kann bloß bis zur 4!“
„Nur 1 bis 3 können wir in dem Projekt nicht gebrauchen!“
„Mach doch mal ne 6 drauf!“
„Das kommt davon, wenn man schon in der 1 in die Kiste springt!“ (One-night-stand)