Schäden durch Remote Viewing?
„Es besteht gar kein Anlass zur Sorge!“, sagte die nette Frau vom XY-Institut auf die Frage, ob eine zerbrochene Stromsparlampe schädlich sei. „Wenn Sie sofort das Fenster öffnen und gut lüften, die Scherben sorgfältig zusammenkehren und in einem Schraubglas gut verschließen, ist das völlig ungefährlich.. Und was das Quecksilber angeht – nun, bei jeder Fischmahlzeit nehmen Sie da mehr zu sich!“
Am Besten natürlich ist es, so ein Ding gar nicht kaputt gehen zu lassen. Soweit der Blick in den modernen Haushalt.
Und wie sieht es mit Remote Viewing aus? Logisch, wenn man es gar nicht erst anfängt, kann auch nichts passieren. Oder? Manche Viewer behaupten allerdings, sie würden sich tierisch ärgern, hätten sie diese Erfahrung damals nicht gemacht. Allerdings geben sie auch zu, dass sich ihr Leben dann radikal änderte, so wie zum Beispiel RV-Erfolgsautor Frank Köstler. Er erklärt, dass es aber durchaus hart war, mit dem Umstand leben zu müssen, ALLES wissen zu können.
Aber das kann man wirklich nicht jedem empfehlen. Viele Leute denken ja noch, das Universum würde sich nur um sie drehen und ziehen diese Erkenntnis sogar aus hoch gelobten esoterischen Quellen.
Natürlich, wer glaubt, die Erde sei eine Scheibe, der wird da auch eines Tages vom Rand herunterfallen. Die Erkenntnis beispielsweise, dass ALLE anderen ja auch ALLES wissen können, ist für manche doch zu fundamental. Und dann gibt es ja noch die Leute, die sich darüber klar werden, wie wenig Menschen (prozentual gesehen) bisher erst Remote Viewing gelernt haben, und zwar in einer Form, die wirklich anwendbar ist.
Selbstverständlich ist das eine sehr kleine Zahl. Umkehrschluss: Also bin ich (fast) allmächtig. Die Konsequenzen davon, sich hier immer weiter hineinzusteigern und letztlich den Kontakt zur Gesellschaft zu verlieren, beschrieb Volker Hochmuth sehr eindringlich in seinem Vortrag beim Pfingsttreffen in Erfurt 2011. Na schön, mag man einwenden, diesen Vorgang kennt man ja von fast jedem einschlägig bekannten Popstar. John Lennen fiel 1965 großflächig in Ungnade, als er durchaus besorgt feststellte, dass „die Beatles inzwischen bekannter als Jesus“ seien. Damit meinte er natürlich nicht, wie ihm sofort unterstellt wurde, dass die Beatles mächtiger als Jesus wären, sondern dass die Menschen sehr schnell dabei sind, sich einen Lieblingsgötzen zu schaffen, um dann um ihr eigenes goldenes Kalb tanzen zu können. Warum fällt mir diese alte Geschichte an dieser Stelle ein?
Ganz einfach: Remote Viewer erkennen sehr bald, wie sehr sie Teil des Universums sind und dass die Erkenntnis, mit allem verbunden zu sein, erst die Möglichkeit bereitstellt, ALLES wissen zu können und VIELES auch tun zu können. Und weil sie dann nach Begriffen suchen, nennen sie das Universum „Gott“. Was vielleicht zwar gar nicht so verkehrt ist, der (sehr eingegrenzten) religiösen Anschauung in unserer (und besonders in der amerikanischen) Gesellschaft aber schmerzhaft entgegensteht. Schmerzhaft natürlich für den Einzelnen, der unbedacht solche Gedanken äußert. Die Beatles verkauften genug Platten, um dieses Missverständnis zu überstehen. Der „aus dem Rahmen fallende“ Normalbürger kann da schnell und irreparabel ausgegrenzt werden, ganz unfreiwillig und ohne tatsächlich gelebte Allmachtsphantasien. Ist das nicht ein ziemlich großer Schaden?
Remote Viewer sind deshalb kaum bereit, sich öffentlich zu outen. Mit der Zeit lernen sie auch, in Gegenwart von „betriebsfremden“ Personen solche Sätze zu vermeiden wie: „Da machen wir mal ne Session drauf, ob Bayern München tatsächlich Meister wird.“ Oder: „Wir haben letztens nachgeschaut, es gibt nächsten Monat einen kleinen Börsenabsturz. Aber das regelt sich dann bald wieder.“
Oder noch schlimmer: „Wir haben den Chef der Zuliefererfirma geviewt. Er hat tatsächlich von dem Produktionsfehler gewusst!“
Aua! Das ist mindestens eine Verleumdungsklage wert. Natürlich nicht ganz kostenfrei. Schaden durch Remote Viewing? Schaden durch Unachtsamkeit! Es gibt inzwischen eine ziemlich große Anzahl von Leuten, die mehr oder weniger gut in Remote Viewing trainiert wurden. Es ist aber eine im Vergleich zur Gesamtgesellschaft so kleine Anzahl, dass sich einer lustvollen öffentlichen Hexenjagd wohl kaum jemand entgegenstellen würde, schon allein aus Angst um die eigene Existenz.
Und dann wäre da noch der Umsturz des eigenen Weltbildes zu nennen … der interne Vorgang des Reifens an der überwältigenden Fülle der Möglichkeiten … hier ist es natürlich schwer, ein Messverfahren anzulegen. Ob es jemand verkraftet, dem Universum gegenüberzustehen ist jedermanns eigene Sache, das ist doch klar. Und wenn man sich dann von der Gesellschaft angeekelt abwendet … auch selbst zu verantworten! Die meisten Leute, die auf KEINEN FALL wollen, dass ihnen so etwas wie Remote Viewing begegnet, können ihr einfaches Leben auch gern weiter führen! Nur nicht mit solchen Themen beharken! Ist es ein Schaden, wenn sich der Freundeskreis ändert? Wenn Leute, deren Themen nur in der Fassade der Gesellschaft angesiedelt sind, etwas an den Rand der Aufmerksamkeit treten?
Manchmal vielleicht schon, wenn sich der Riss mitten durch eine Ehe vollzieht.
Viel schlimmer dagegen ist die Erkenntnis, dass die Anhäufung von Geld zwar ein niedliches Hobby sein kann, nicht aber die wirkliche intellektuelle und emotionale Befriedigung bietet. Wenn man Menschen mehr wegen ihrer echten Zuneigung schätzt statt ihrer Käuflichkeit – ja, das ist schon ein ernster Schaden. Denn so funktioniert es in der realen Welt nicht.
Der kluge Remote Viewer übertreibt all diese Dinge nicht. Diejenigen, die länger damit befasst sind, haben sich arrangiert. Eile mit Weile, sagt der Volksmund. Schaden und Nutzen müssen schon in einem akzeptablen Verhältnis stehen. War das jetzt zu einfach? Bitte, jeder kann selbst seine Erfahrungen machen. Aber gut ist doch, wenn man weiß, dass sich andere Betroffene auch ihre Gedanken machen.