letztes Update: 02.04.2024

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Irrtümer über Remote Viewing und sich daraus ergebende Einblicke

Da ich in einigen Foren, Communities und Skype-Konfis aus dem grenzwissenschaft-lichen Bereich aktiv bin, kommt auch immer wieder das Thema Remote Viewing zur Sprache. Was dabei stets zu beobachten ist, sind Fehleinschätzungen oder Vermengungen mit ganz anderen Themenbereichen. Allem voran natürlich Hellsehen ohne Protokoll, aber auch mal gerne Telepathie, Channeling oder gar Kartenlegen. Sätze wie “Ich mache auch Remote Viewing, aber ohne Blätter!“ oder “Ich kann mit meinem Tarot-Karten bei euch mitviewen!“ sind da leider keine Rarität. Auch zweifelhafte Tasking à la “Ich konzentriere mich auf ein Bild, sende es dir telepathisch, und du viewst es!“ kommen vor. Manch einer besteht auch nach mehrfacher Aufklärung noch darauf, dass Remote Viewing Gedankenübertragung von einem Individuum zum anderen ist. Auf die Art zeigt sich in der ach so freigeistigen Grenzwissen-Szene oft ein enges Schubladendenken, welches reflexartig Äpfel mit Birnen zu vereinen versucht, ohne sich überhaupt eindringlicher mit der Thematik befasst zu haben.

Weitere große Fragezeichen und Irrtümer werden bezüglich des Themas “Koordinaten“ aufgeworfen. Das ist sogar verständlich, aber es ist ab und an eine Geduldsprobe, den Sachverhalt zu erklären. Skeptische Zeitgenossen führen nämlich gleich an, dass man irgendwie aus der Koordinatenzahl heraus Rückschlüsse auf das Target ziehen könnte.

Dann muss man erstmal erklären, dass die Koordinaten lediglich Zufallszahlen sind, und eine Verknüpfung bzw. einen Platzhalter für das Target darstellen, durch welchen der Viewer mit dem Target Kontakt aufbaut. Aber offenbar sind die Koordinaten und der I-A-B Ablauf in Stufe 1 die größte Quelle der Konfusion unter Nicht-Remote Viewern. Nochmals sei gesagt, dass dies völlig verständlich ist, denn diese Bestandteile des Protokolls wirken auch sehr abstrakt. Aber wenn gleich Skeptizismus oder Schlussfolgerungen angebracht werden, ohne das Protokoll und die Vorgänge beim Viewen überhaupt verstanden zu haben (oder verstehen zu wollen), kann das für den erklärenden Viewer sehr anstrengend sein. Es wird eben, wie oben schon beschrieben, sehr schnell eine Meinungsschublade aufgemacht, ohne diese wirklich zu fundieren.
Noch ein Punkt ist das Monitoring, denn auch dort schellen beim Hobby-Skeptiker schnell die Alarmglocken, da er direkt ein suggestives Vorgehen des Monitors mutmaßt. Das geht bis hin zu unbewussten Köpersignalen, die dem Viewer “irgendwie“ das Target verraten könnten (schon ein sehr dünner Strohhalm, oder?). Letzteres entfällt natürlich völlig in Solo-Sessions, oder Doppelblind-Konstellationen, was aber gar nicht erst bedacht wird. Weiterhin wird sich gerne auf unbelegte Skeptiker-Behauptungen bezogen, die aussagen, dass die Ergebnisse immer schlechter würden, je strenger der “Versuchsaufbau“ wird. Ein Skeptiker, der noch nie einer RV-Sitzung beigewohnt, oder gar selbst eine gemacht hat, muss es ja wissen. Auf die Art entstehen in der Grenzwissen-Szene gerne Drittmeinungen, die einfach ungeprüft weitergegeben werden, ohne dass der Meinungsinhaber es für sich selbst je auf die Probe gestellt hätte. Ein Fall von Denkabkürzungen bzw. Schubladendenken, was man doch eigentlich so gerne den “Nicht-Erwachten“ außerhalb der Szene vorwirft. Aber das gibt es ja nicht nur bezüglich Remote Viewing, sondern überall da, wo Meinungsschubladen aufeinander treffen, ohne dass die Teilnehmer irgendetwas von ihren Meinungen je in der Praxis auf die Probe gestellt hätten. Gute Beispiele sind hier Infokrieger vs. grenzwissenschaftliche Themen bzw. Phänomene, oder auch “Fast Food“-Esoteriker vs. naturwissenschaftlich eindeutig gesicherte Erkenntnisse. Es mangelt an Differenzierungsvermögen und Professionalität.

Erwähnenswert im Hinblick auf Remote Viewing ist auch der Glaube, nur talentierte Medien könnten außersinnliche Wahrnehmungen haben. Remote Viewer wurden schon in Communities scharf angefeindet, weil sie behaupteten, jeder Mensch könnte viewen, unabhängig von Talent oder Anlagen. Denn es kratzt offenbar am spirituellen Ego, wenn man sich selbst oder eine verehrte Kultperson (Seher, Propheten, Forenmedien etc...) für etwas Besonderes hält, aber dann gesagt bekommt, in dem Punkt gar nicht so einzigartig zu sein. Sich offen mit den Fakten befassen, oder es gar selbst ausprobieren, wollen diese Menschen dann in der Regel nicht, sondern machen gleich dicht. Schon interessant, wie diejenigen, die von sich behaupten, ihr Ego hinter sich gelassen zu haben, in solchen Situationen die aufgeblasensten und unsympathischsten Selbstdarstellungen demonstrieren. Da sollte man sich vielleicht doch noch etwas mehr seiner “Schattenarbeit“ bzw. Selbsterkenntnis widmen...

Aber so ist es überall, wo lieb gewonnene Annahmen und Weltbilder durch konkrete Praxisanwendung widerlegt, oder zumindest stark relativiert werden. Und weil Remote Viewing sehr rigoros, pragmatisch und professionell daherkommt, wird es wohl so oft als “Bedrohung“ empfunden, da das eigene Weltbild nur aus diffusen Eckdaten zusammengesetzt ist, welche eine bequeme “Unschärfe“ beinhalten, die man bei Bedarf immer abwandeln kann. Sehr heftig habe ich das in der Prophezeiungsszene erlebt, aber auch bei emotional getränkten Themen wie 2012 (das ist ja nun zum Glück passé), Nibiru, Channeling, Wesenheiten (z.B. Engel) oder diversen Krisen-, und Zusammenbruchszenarien (Euro-Crash etc...). Professionalität im Grenzwissen-Bereich zeichnet sich meiner Meinung nach dadurch aus, eine Differenziertheit zwischen sich selbst und einem Thema zu erreichen, statt all seine Lebensprämissen bzw. Hoffnungen diesen vagen Wahrscheinlichkeiten zu weihen. Ich hörte von Leuten, die vor dem 21.12.2012 quasi alles in ihrem Leben hinter sich gelassen haben (inkl. Kündigung des Jobs), da sie (und wir alle) ja dann in ein neues Zeitalter aufsteigen würden. Ich denke zwar auch, dass es starke Wandel in den Zeitqualitäten gibt, aber manch einer nahm das bezüglich 2012 wohl etwas zu wörtlich. Jetzt sind viele von denen ratlos, ja förmlich paralysiert, oder lassen gar nicht mehr von sich hören.

Wie man sieht, berührt das Thema “Irrtümer über Remote Viewing“ weitere Meta-Bereiche, die eigentlich eine Problematik in der gesamten Grenzwissen-Szene, oder gar in der menschlichen (Un)Bewusstheit an sich darstellen. Vorschnelle Annahmen / Glaubenssätze, Schubladendenken und Undifferenziertheit behindern eine Bewusstwerdung, und die Reaktionen auf Remote Viewing zeigen gut, wie stark verankert diese Problematik ist. Das betrifft natürlich alle Themen, die professionell repräsentiert werden, und dabei lieb gewonnene Glaubenssätze tangieren, aber beim Thema Remote Viewing wird es meiner Erfahrung nach am deutlichsten, da die Reaktionen dort am heftigsten sind.

Ich könnte das noch viel detaillierter ausführen, aber praktizierende Viewer, die ihre Methodik auch mal außerhalb der RV-Szene vorstellten, werden die beschriebenen Reaktionen ohnehin kennen. Hier noch ein paar Tipps, die man als Viewer beachten sollte, wenn man keinen Spaß an stressigen Diskussionen und Anfeindungen hat:

Keine Aussagen gegen lieb gewonnene Prophezeiungen (unspektakuläre Timelines sind nicht sexy!)

Sich nicht auf Beweis-Sessions einlassen, denn wer es nicht selbst probieren möchte, hat meist nur Interesse daran, seine Glaubensschubladen zu schützen, statt die wissenschaftliche Wahrheit herauszufinden (“Perlen vor die Säue“-Prinzip)

Keine kostenlosen Aufträge für Leute machen, die sich danach nicht mal eingehend den Ergebnissen widmen wollen, weil sie ihnen nicht passen (Arbeit ohne Feedback ist, gelinde gesagt, unbefriedigend)

Keine selbstlose RV-Unterstützung für andere, medial arbeitende Leute leisten – sie könnten sich in ihrem Revier bedroht fühlen.

Fazit: Das klingt erstmal alles ziemlich aburteilend, vielleicht sogar arrogant. Aber so sind meine persönlichen Erfahrungen auf der negativen Seite mit Reaktionen von Nicht-Viewern. Natürlich gibt es auch (immer mehr!) positive Reaktionen und aufrichtiges Interesse. Das ist auch der Grund, warum ich es überhaupt noch außerhalb der RV-Szene vorstelle und interessierten Leuten näher bringe. Ohne missionarisches Sendungsbewusstsein, aber auch nicht halbherzig. Und zumindest eine Handvoll Remote Viewer sollte das ab und zu machen, damit wir nicht als nach innen gekehrte Geheimgesellschaft oder “Spalter“ verklärt werden. Denn letztlich haben wir alle unsere Fehler, auch in der RV-Szene (vielleicht sogar gerade dort, denn es führt so manches Individuum an die persönlichen Grenzen).

Stefan Franke